Einleitung
Innovationen
Wir sind keine konventionelle Bank. Wir setzen uns in unserem Kerngeschäft und auch darüber hinaus für eine sozial-ökologische Zukunft ein.
Dabei nutzen wir Innovation, bieten neue Angebote an, entwickeln neue Methoden und überarbeiten Prozesse. Dazu bauen wir nicht nur regulatorische Anforderungen ein und achten auf Marktentwicklungen, sondern nutzen wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse und setzen auf Zukunftsszenarien.
Die Wissenschaft zeigt uns immer wieder den Zustand unserer Lebensgrundlage auf. Wissenschaftler*innen erinnern uns stets daran, dass wir, besonders mit Blick auf unsere natürliche Lebensgrundlage, nur noch einen kleinen Handlungsspielraum haben. Daher nutzen wir diese wissenschaftlichen Erkenntnisse und Methoden, um unser Bankgeschäft nach dem verbleibenden Handlungsspielraum auszurichten.
Wir arbeiten mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Methoden, damit wir wissenschaftlich fundiert die weiteren Kategorien von Werten durch unser Kerngeschäft stärken und innerhalb planetarer Belastbarkeitsgrenzen agieren können.
Durch Eigenentwicklungen tragen wir dazu bei, unseren Zukunftsbildern näherzukommen. Unsere Entwicklungen sollen im Idealzustand dazu führen, dass sich die GLS Gemeinschaft zu den Themen, die sie bewegen, austauschen können und neue Erkenntnisse praktisch angewendet werden können.
Unsere Konzepte, Ansätze und Methoden zeigen und erklären gesellschaftliche Herausforderungen und bieten Lösungsansätze. Diese stellen wir öffentlich zur Verfügung, damit nicht nur wir als Bank davon profitieren.
Eigenentwicklungen sowie auch externe Softwarelösungen gewährleisten in unserem Kerngeschäft effiziente Prozesse.
Dadurch entlasten wir unsere Mitarbeitenden und geben ihnen mehr Raum für Sinnstiftung in ihrem täglichen Arbeiten. Was uns als Bank besonders macht: Wir entwickeln speziell für die sozial-ökologischen Ziele der GLS Bank Anwendungen und Prozesse, um die GLS Gemeinschaft zu vernetzen. Zudem möchten wir unsere gesellschaftliche Wirkung mess- und greifbar machen.
Unsere Konzepte, Ansätze und Methoden zeigen und erklären gesellschaftliche Herausforderungen und bieten Lösungsansätze. Diese stellen wir öffentlich zur Verfügung, damit nicht nur wir als Bank davon profitieren.
Wie wir stärkend auf Innovationen wirken
Kooperationen mit Hochschulen und Universitäten
Wir kooperieren mit verschiedenen Bildungseinrichtungen. Regelmäßig arbeiten bei uns junge Menschen von der Uni Witten-Herdecke als Werkstudierende; Studierende der Alanus Hochschule Bonn absolvieren bei uns in verschiedenen Abteilungen der GLS Bank ihre Praktika. Das macht gleich doppelt Spaß: Einerseits bekommen Studierende Einblicke in aktuelle Themen mit hoher Praxisrelevanz, andererseits bekommen wir wissenschaftlichen Input zu Themen, die uns bewegen.
Zudem bieten wir Nachwuchsförderung durch Teilnahme an Qualifizierungsangeboten und weiterführende Studienangebote sowie Traineeprogramme an.
Finanzierung von Kongressen und Workshops
BAUM Sustainable Finance Gipfel
Der B.A.U.M. Fair Finance Gipfel bietet eine Plattform für den
fachlichen Austausch zur nachhaltigen Finanzwirtschaft in Deutschland. Am 14 Oktober 2022 drehte sich in der Frankfurt School of Finance & Management alles um das Thema Transformationsfinanzierung. B.A.U.M. brachte zum zweiten Mal die Perspektive der Realwirtschaft in die Diskussion ein, wie nachhaltige Finanz- und Wirtschaftsstrukturen etabliert werden können. Im Sinne der pluralen Debatte setzten die drei Partner wieder auf verbindende Diskussionen mit Vertreter:innen aus Finanzbranche, Realwirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft. Neben hochkarätigen Redner:innen und kontroversen Paneldiskussionen dienten sechs Workshop der vertieften Beschäftigung mit einzelner Schwerpunktthemen.
Extremwetterkongress Hamburg
Der ExtremWetterKongress ist die führende interdisziplinäre Fachtagung für Extremwetter im Klimawandel in Deutschland und als Dialogveranstaltung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit wichtiger Beitrag zur Klimakommunikation.
Wissenschaftliche Artikel, Vorträge und Podiumsdiskussionen
Auch im Jahr 2022 konnten wir unsere digitale Reichweite durch neue Formate deutlich vergrößern. Insgesamt verzeichnen wir im Jahr 2022 187 Veranstaltungen – davon 46 analog und 45 digital - mit insgesamt 9.200 angemeldeten Teilnehmer*innen. Teilnehmer*innen, die nur über den Livestream teilgenommen haben, sind hier nicht eingefasst. Außerdem sind wir regelmäßig Gäste auf Podiumsdiskussionen, stellen unsere Ansätze der Wirkungstransparenz oder der Anlage- und Finanzierungsgrundsätze in Workshops und Seminaren vor und schreiben fachliche Artikel in einschlägigen Zeitschriften zu nachhaltigen Themen wie beispielsweise den Klimarisiken.
Dadurch können wir unser Wissen nach außen tragen. Auch unseren GLS Blog nutzen wir, um Wissen nach außen zu kommunizieren. Dort erfahren Sie beispielsweise etwas über Klimamythen, nachhaltiges Wohnen und Interviews mit Wissenschaftler*innen. Alle Highlights aus 2022 finden Sie im Kapitel: Über die Bank hinaus.
Klimawirkung messbar machen
Was ist die X-Degree-Compatibility kurz XDC?
Die Methodik der X-Grad-Kompatibilität (X-Degree-Compatibility) hat right. based on science GmbH entwickelt. Sie zeigt an, wie etwa ein Unternehmen oder eine Anleihe sich auf die Erderwärmung in Form einer Grad-Celsius-Zahl auswirkt. Diese Kennzahl geht deutlich weiter als der reine CO2-Fußabdruck. So ist es möglich, dass wir als Bank angeben können, ob unsere Investitions- und Kreditentscheidungen im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen stehen.
Wofür brauchen wir die XDC?
Neben den klassischen Faktoren der Rendite, Sicherheit und Liquidität müssen auch Nachhaltigkeitsaspekte, wie die Klimawirkung Eingang in Investitions- und Finanzierungsentscheidungen finden. Nur dann können Geldflüsse gezielt in zukunftsträchtige und klimafreundliche Unternehmen und Projekte gelangen. Hierzu ist Transparenz über die Klimawirkung von Fonds und Unternehmen notwendig.
1. Schritt
Wir berechnen die Entwicklung der Emissionsintensität (EI) der betrachteten Einheit (bspw. eines Unternehmens oder Portfolios) vom Basisjahr bis 2100. Hier liegen Annahmen zugrunde, die einem Baseline / Business-as-Usual oder individuell konfigurierten Szenario entsprechen.
2. Schritt
Wir ermitteln die sektor-spezifischen Benchmarks für die betrachtete Einheit: Dies sind EI Pfade für die Sektor-Baseline sowie für verschiedene Klimaziele (bspw. 2,0 °C und 1,5 °C).
3. Schritt
Für jedes Jahr bis 2100 kalkulieren wir die Klima-Performance der betrachteten Einheit in Relation zu den Benchmarks.
4. Schritt
Wir übertragen diese Performance auf die ganze Welt und errechnen so die Menge an Emissionen, die ausgestoßen würde, wenn die gesamte Welt über den gleichen Zeitraum die gleiche Klima-Performance aufweisen würde wie die betrachtete Einheit.
5. Schritt
Mittels eines Klimamodells berechnen wir den Grad an Erderwärmung, den diese Emissionen verursachen würden.
Was sind die Ergebnisse?
- GLS Kreditportfolio: Das Kreditportfolio der GLS Bank ist auch im Jahr 2022 1,5°C kompatibel.
- Innerbetriebliche Prozesse GLS Bank: Die XDC-Berechnung der innerbetrieblichen Prozesse für das Jahr 2022 zeigt: Auch hier sind wir wie bereits 2019-2021 1,5°C kompatibel.
True Cost Accounting: wahre Kosten
True Cost Accounting oder Ökonomie „richtig berechnen“
Unternehmerische Entscheidungen werden häufig unter rein finanziellen Aspekten getroffen. Dabei werden externe Kosten wie Umweltverschmutzung meist nicht berücksichtigt. Die Zahlen zeigen folglich nicht die ganze Wahrheit. Gäbe es ein System, das soziale und ökologische Kosten und Leistungen berücksichtigt, kämen Unternehmen zu anderen Geschäftsmodellen – und Banken zu anderen Kreditentscheidungen.
True Cost: Die Folgen der falschen Preise zahlen wir alle
Für eine Großzahl der Banken stellen die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung die wichtigsten Seiten im Rahmen eines Kreditantrags dar. Hier befindet sich das Geschäftsmodell des Unternehmens übersetzt in Zahlen wie Umsatzerlöse, Produktions- und Betriebsmittel und Personal. Nach dieser Grundlage werden Bonitäten bestimmt und Kreditwürdigkeiten berechnet.
Doch: Diese Zahlen zeigen nur die halbe Wahrheit des Geschäftsmodells und damit die Risiko- und Ertragslage des Unternehmens. Artensterben, Waldrodungen und Trinkwasserverschmutzung sind einige Folgen heutiger wirtschaftlicher Aktivitäten, die die Gesellschaft und damit auch Unternehmen bedrohen. Ein Beispiel: Landwirte, die zu viel düngen, gefährden sauberes Trinkwasser, für dessen Aufbereitung die Gesellschaft zahlt. Gleichzeitig gefährden sie jedoch auch die Bodenfruchtbarkeit in ihrem Betrieb.
Negative oder positive Effekte auf Umwelt, Mensch und Gesellschaft werden weder im Produktpreis noch im Unternehmenswert berücksichtigt, sodass die klassische Unternehmensrechnung ein unvollständiges Bild der finanziellen Situation abgibt.
Das setzt falsche Zeichen für Investor*innen und Bürger*innen und führt zu Marktverzerrungen. So müsste ein biologisch angebauter und fair gehandelter Apfel unter Berücksichtigung aller sozialen, ökologischen und gesundheitlichen Folgekosten bspw. eigentlich günstiger sein als ein konventioneller Apfel.
Die Lösung? Werte für ein sozial-ökologisches Wirtschaftssystem
Eine neue Art der Wertebestimmung ist daher notwendig, um bessere ökonomische Entscheidungen treffen zu können, die sozial-ökologische Faktoren einbeziehen. Die Wertebestimmung muss sich zwingend an den Wirkungen auf und Abhängigkeiten von Umwelt und Gesellschaft beziehen.
Verschiedene Methoden, wie z.B. „Richtig Rechnen“ oder „True Cost Accounting“ (TCA) verfolgen genau diesen Ansatz und bemessen für landwirtschaftliche Produkte den „wahren Wert“.
Wirkungstransparenzportal
Seit 1974 gestalten die Menschen der GLS Gemeinschaft den gesellschaftlichen Wandel — hin zu einer sozial-ökologischen Zukunft. Unsere Kund*innen, Mitglieder, Mitarbeiter*innen und Partner*innen engagieren sich leidenschaftlich für ein menschliches Miteinander, regenerative Ökosysteme und eine nachhaltige Wirtschaftsweise. Seit jeher berichten wir ausführlich über die Aktivitäten der Gemeinschaft — anhand von Projektbeispielen in unserer Kundenzeitschrift Bankspiegel.
2018 haben wir mit der Schaffung einer eigenen Stabsstelle Wirkungstransparenz und Nachhaltigkeit nachgelegt. Daran können sich andere ein Beispiel nehmen. Die neue GLS Wirkungstransparenz hat es sich zum Ziel gesetzt, das Transparenzversprechen der GLS Bank, um eine weitere Dimension zu erweitern — und damit unseren gesellschaftlichen Gestaltungsanspruch noch stärker hervorzuheben.
Für diesen Prozess haben wir eine Softwarelösung entworfen. Seit Januar 2020 ist die Erhebung von Wirkindikatoren bei jeder Kreditvergabe verpflichtend. Für jeden Kredit erfassen wir basierend auf unseren Zukunftsbildern die sozial-ökologische Wirkung des Unternehmens oder des Projekts, die wir mit unserer Finanzierung ermöglichen. Die Auswertungen unserer Wirkung werden unter Wie das Geld wirkt veranschaulicht.
Eigene Richtlinien: GLS ImmoWert schreibt die Erfolgsgeschichte nWert weiter
Seit nunmehr über drei Jahren hat die GLS ImmoWert begonnen, zu jedem Wertgutachten für Immobilien nicht nur deren Markt- und Beleihungswert, sondern auch deren nachhaltigen Wert, den ‚nWert‘ zu ermitteln. Wir wollen verstehen und wissen, welche Wirkung die von der GLS Bank beliehenen Immobilien für ein nachhaltige Entwicklung von Gesellschaft und Wirtschaft haben. Dazu müssen wir diese Eigenschaften messen können. Unsere Messlatte ist das nWert-Rating.
Was uns besonders freut: die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat nWert geprüft und für gut befunden. Es darf sich ein von der „DGNB anerkanntes Nachhaltigkeitsrating“ nennen.
nWert ist für die erfahrenen Gutachter*innen der GLS ImmoWert inzwischen Berufsalltag. Aber wir bleiben nicht stehen, wir wollen und müssen die Dynamik der Fragen nach Umwelt- und Klimarisiken aufnehmen und schreiben aktuell nWert fort, in dem die Indikatoren auf Aktualität geprüft und ggf. neue Indikatoren eingefügt werden. Zugleich werden auch die Anforderungen der Digitalisierung mit berücksichtigt.
Auszeichnung Online Invest
GLS onlineInvest: der Beste
Dass unser Digitaler Anlage-Assistent die beste Wahl ist, bestätigt das Magazin CAPITAL in seiner Dezemberausgabe. Im Ranking „Das sind die besten nachhaltigen Robo-Advisor“ setzt es unseren Anlage-Assistenten auf Platz 1.
Insgesamt waren 16 nachhaltige digitale Anlageassistenten im Test. In allen drei Kategorien „ESG-Produktqualität“, „Produkttransparenz“ und „Nachhaltigkeit im Unternehmen“ glänzt GLS onlineInvest gleichermaßen mit höchsten Punktzahlen
Neue Banking App
Banking und Wirkung – das kann unsere neue GLS Banking App. Mit der neuen App haben Sie nicht nur Ihr Konto im Blick und erledigen mobil und sicher Ihre Bankgeschäfte. Die GLS Banking App zeigt Ihnen auch, wie Ihr Geld wirkt. Zum Beispiel in gemeinschaftlichen Wohnprojekten, Wind- und Solarparks oder Schulen und Pflegeeinrichtungen. Alleine 2022 haben die von uns neu finanzierten Vorhaben unter anderem über 94.500 m² Wohnraum geschaffen, 232 Millionen Kilowattstunden grünen Strom erzeugt und fast 148.800 Tonnen CO2-Äquivalente nicht emittiert.
- direkte Kontoeröffnung in wenigen Minuten in der App
- sofortige Nutzung des neuen Kontos
- keine separate TAN-App (SecureGo+) notwendig
- bei der Verwendung des GLS Onlinebanking (Desktop) oder der GLS mBank-App ist die SecureGo plus App bzw. ein Sm@rtTAN-Generator zwingend erforderlich.
- schnelle Anmeldung: mit Fingerabdruck, Gesichtsscan oder persönlicher PIN
- Investitionen in nachhaltige Wertpapiere in der App
- mobile Landkarte mit GLS Projekten
In regelmäßigen Abständen gibt es in der GLS Banking App neue Features. Diese sind auf der Roadmap auf unserer Website einzusehen.
Taler
Zwischen 2021 und 2022 wurde durch den Vorstandsstab „Technische Innovation“ der GLS Bank das TALER Bezahlsystem zusammen mit Taler Systems SA getestet. Taler ist ein elektronisches, tokenisiertes, quelloffenes Zahlungssystem. Es verwendet keine Blockchain sondern Blindsignaturen, um die Privatsphäre der Nutzer*innen zu schützen. Es erfüllt höhere ethische Anforderungen als die derzeit dominierenden elektronischen Zahlungssysteme, da der/die Zahlende anonym ist, während Händler*innen identifiziert und steuerpflichtig sind. Es ist ideal für Mikrozahlungen. Leistungen wie Downloads ö.Ä. werden mit EUR bezahlt, anstatt mit dem Empfang von Werbebotschaften oder der Preisgabe von eigenen Daten.
Das gesetzte und erreichte Ziel war, das Bezahlsystem in seinen technischen und regulatorischen Dimensionen einer Machbarkeitsprüfung zu unterziehen.
Was sind unsere Gründe? Wir wollen das digitale Bezahlen ermöglichen. Gleichzeitig soll aber – ähnlich wie beim Bargeld – die Anonymität gewahrt bleiben, um die informationelle Selbstbestimmung zu wahren. Der Schwerpunkt liegt eher auf der Bürgerdimension als auf der kommerziellen Verbraucherdimension.
Uns ist wichtig, dass digitale Bezahlmöglichkeiten weiterhin divers bleiben und hier auch die soziale Nachhaltigkeit der Bezahlinfrastruktur mitgedacht wird.
Effizienztheorie des Finanzmarktes
Nur allzu gut kennen wir alle die Beschwörung des Marktes, der alles regeln wird und effiziente Entscheidungen trifft. Immer wieder hat sich diese Vorstellung als nicht haltbar erwiesen und es wurden Regeln definiert, die Versäumnisse und Fehlentwicklungen der Marktkräfte besser eindämmen sollten, um sie dann im weiteren Verlauf wieder aufzuweichen. Eine nachhaltige Entwicklung jedoch braucht unter heutigen Bedingungen dringlich den Finanzmarkt und umgekehrt. Wir haben eine Theorie über den Finanzmarkt als Hebel des Wandels formuliert.
Erfahren Sie in der folgenden Ausführung mehr darüber. Ein Kompass — die Effizienztheorie des Finanzmarkts — dem System den Spiegel vorhalten
Weltweit diskutieren Experten, Politiker, Zivilgesellschaft und Wirtschaftsakteure über die exponierte Rolle des Finanzmarkts als Katalysator für eine nachhaltige Entwicklung. Die Mobilisierung von marktwirtschaftlichen Kapitalströmen ist unabdingbar für die Finanzierung der Nachhaltigkeitsziele der lokalen, nationalen und internationalen Gemeinschaften. Dabei geht diese Vorstellung einher mit einer Wahrnehmung, die Finanzmärkten unterstellt, dass diese Märkte funktionell-effizient Kapitalgeber und Kapitalnehmer zusammenbringen. Für diese effiziente Funktion geht die Theorie davon aus, dass Märkte idealtypisch funktionieren und der Markt sich selbst regelt. Diese ökonomische Idee ist jedoch reine Theorie und in der Praxis falsch.
Der freie Markt hat dafür gesorgt, dass eine starke ökonomische Ungleichheit herrscht und die Ressourcen von Menschen, Tieren und der Planet ausgebeutet wurden. Daher gilt es, neue Vorstellungen des Finanzmarktes zu schaffen. Dabei müssen Imperative einer sozial-ökologischen Transformation unserer Gesellschaft in den Vordergrund gerückt und reine Wachstums- sowie Profitdogmen überwunden werden. Im Folgenden finden Sie die Darstellung und Beschreibung einer abgewandelten Effizienztheorie des Finanzmarktes. Wir sind der Überzeugung, dass wir unter Anwendung der hier beschriebenen Grundlogiken einen entscheidenden Beitrag zu einem klimagerechten Wandel leisten können.
Traditionell geht die Finanzmarkttheorie davon aus, dass sich Kapitalgeber, also Menschen und Institutionen, die Kapital zur Verfügung haben, und Kapitalnehmer, also Menschen und Institutionen, die Kapital benötigen, auf dem Finanzmarkt zusammenfinden. Grundvoraussetzung hierfür ist die sogenannte Informationseffizienz. Dies bedeutet, dass alle Marktteilnehmer an einer symmetrischen Verteilung, Qualität, Tiefe und Verfügbarkeit von Informationen partizipieren und sich Kapitalnehmer und Kapitalgeber somit mündig zusammenfinden können.
Auf Basis dieser Informationen können Akteure unter der Maxime einer Allokationseffizienz, die für sie jeweils gewünschten Allokationsmaximen erreichen. Traditionell streben die Akteure dabei nach einer Balance aus Rendite, Liquidität und Risiko. Der Markt soll Kapital also dort verteilen, wo es benötigt wird und dem Kapitalgeber und Kapitalnehmer eine Befriedigung der individuellen Interessen erlaubt. Die übergeordnete Funktion des Marktes ist dabei die Herstellung einer gesamtgesellschaftlichen Stabilisierungseffizienz, also die Gewährleistung von Beschäftigung, Wachstum und Infrastrukturaufbau als wesentliche Grundzüge einer Marktwirtschaft. Diese Stabilisierungseffizienzen geben den Rahmen für die Bedingungen des Marktes und werden in demokratischen Systemen auch implizit demokratisch beschlossen, indem Bürger*innen ihre Wahlstimme einer oder mehreren Parteien geben. Die Stimme richtet sich dabei nach einem bestimmten Ziel.
Dieses idealtypische Zusammenspiel aus Akteuren, Informations-, Allokations- und Stabilisierungseffizienz muss jedoch auf Basis der Geschichte und gar seit Gründung der Finanzmärkte stark angezweifelt und kritisiert werden. Das hat den Grund, dass zum Beispiel eine asymmetrische Kapitalkraft, Informationsverteilung und -güte, irrationale Verhaltensweisen, das Dogma des Profits und nicht zuletzt sozial-ökologisch nicht nachhaltige Stabilisierungseffizienzen zu einer dysfunktionalen Entwicklung des Finanzmarktes beitragen. Dadurch entstehen die uns bekannten Folgen wie instabile Finanzmärkte, Machtmonopole, starken Preisschwankungen für Rohstoffe und Nahrungsmittel, die Klimakrise und Krieg.
Von Finance zu Sustainable Finance? — System Change Stories
Nutzt man jedoch die Idee der idealtypischen Funktionsweise des Finanzmarktes und dreht diese um, ergeben sich vielversprechende Ansätze. Diese führen dem System die eigene Dysfunktionalität vor Augen, definieren mittels Marktmechanismen sozial-ökologische Argumente und stellen insgesamt die Frage nach der Nutzenstiftung vergangener Marktideologien für eine menschen- und umweltzentrierte Wirtschaftsweise.
Nehmen wir also an, wir vereinbaren, dass die sozial-ökologische Transformation das wichtigste Gut einer Wirtschaft sind und zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stabilisierungseffizienz führen, so müssten derzeit verfügbare Informationen zu den Nachhaltigkeitswirkungen von Kapitalnehmer und Kapitalgeber deutlich erweitert und allen Marktteilnehmern symmetrisch zugänglich gemacht werden.
Die Marktteilnehmer müssten dazu eine Mündigkeit zu den Herausforderungen, Bedingungen und Werten einer nachhaltigen Entwicklung aufbauen, diese für sich selbst definieren und selbst argumentieren. Aufseiten der Allokationseffizienz ergäbe sich die Notwendigkeit, den Dreiklang aus Rendite, Liquidität und Risiko um die Dimension Nachhaltigkeit zu erweitern, bzw. diese zu einem integralen Bestandteil des Dreiklangs zu machen da ohne deren Berücksichtigung diese Allokationseffizienzen nicht fundiert und ganzheitlich erfasst und realisiert werden können (siehe hierzu zum Beispiel das BaFin-Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken).
Es ergäbe sich also potenziell ein Kreislauf, der die Unzulänglichkeiten und Dysfunktionalitäten der bisherigen Funktionsweise von Finanzmärkten offenlegt und deren gewünschte Grundfunktion als stabilisierendes Element des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenlebens in den Vordergrund rückt. Dadurch können konkrete Handlungsbedarfe abgeleitet werden, die der sozial-ökologischen Nachhaltigkeit zu einer echten Verankerung in wirtschaftlichen Prozessen verhelfen.
Der Finanzmarkt könnte somit die treibende Kraft für einen systemischen Wandel werden, insofern wir dessen negativen Tendenzen bestmöglich durch die Realisierung von Informations-, Allokations- und Stabilisierungseffizienz entgegenwirken. Ein letztes wichtiges Element der oben ausgeführten Überlegungen betrifft die Interpretationsschemata, mittels derer Informationen gefiltert und gedeutet und dann für Allokationsentscheidungen nutzbar gemacht werden. Nehmen wir zum Beispiel an, wir nutzen ausschließlich Nachhaltigkeitsinformationen, die uns Auskunft über Risikominderung oder verbesserte Renditerisikoprofile gewähren, werden normativ- ethische Ansprüche tendenziell nicht ausreichend berücksichtigt. Das mündige Subjekt, der Rahmengeber und alle Akteure des Finanzmarktes haben also die Möglichkeit, Ansätze zu entwickeln, die das bestmögliche Interpretationsschema für effiziente Allokationsentscheidungen und die Erreichung von sozial-ökologischer Stabilisierung erlauben.
Wirkungsmessung
Konzept und Methodik der GLS Wirkungsmessung
Die GLS Bank ist als sozial-ökologische Bank zugleich gesellschaftliche Mitgestalterin. Im Folgenden legen wir da, wie wir unsere Wirkung verstehen, uns für den Wandel einsetzen und in welchen Logiken und Modellen wir denken.
Um das Transparenzversprechen der GLS Bank zu erweitern, implementieren wir die GLS Wirkungsmessung und Wirkungstransparenz für die verschiedenen Bereiche im Kerngeschäft der Bank, insbesondere das Kreditgeschäft und unser Engagement an den Kapitalmärkten. Um unsere Wirkung gemeinsam denken, verstehen und stärken zu können, orientieren wir uns an bestehenden Konzepten und Ansätzen der Wirkungsmessung. Damit schlagen wir die Brücke zwischen wissenschaftlichem Anspruch und Praxistauglichkeit.
Ein gemeinsames Wirkungsverständnis
Unter Wirkung verstehen wir grundsätzlich ein bewirktes Ergebnis oder eine Veränderung eines Zustandes, resultierend aus einer intendierten oder nicht-intendierten Kraft, Intervention oder sonstiger Beeinflussung. Hinzu kommt, dass Wirkung ganz unterschiedliche Facetten und Dimensionen aufweisen kann. Dazu zählen u.a. die zeitliche Perspektive (kurzfristige vs. langfristige Wirkung), die Intention (geplante vs. ungeplante Wirkung), die Wertigkeit (erwünschte vs. unerwünschte Wirkung) sowie der Betrachtungsrahmen (etwa individuelle vs. gemeinsame Wirkung). Neben dieser Mehrdimensionalität der Wirkung lässt sich festhalten, dass Wirkung kein statisches Phänomen ist, sondern vielmehr als Prozess verstanden werden kann. Zudem findet eine sozial-ökologische Wirkung, wie wir sie verstehen, nicht isoliert statt, sondern ist immer in einen Kontext eingebettet.
Um die Komplexität des Begriffs Wirkung zu reduzieren und gleichzeitig in eine operative Wirkungsmessung und -transparenz überzugehen, verwenden wir zwei komplementäre Konzepte aus dem wissenschaftlichen Diskurs zur Wirkungsmessung im sozialen und non-profit Bereich: die so genannte Theory of Change (ToC) und das Logikmodell Input, Output, Outcome, Impact (IOOI).
Die Theory of Change, also die Theorie (bzw. Theorien) der Veränderung, zeichnet das große Ganze, worauf hingewirkt werden soll, welches Verständnis von Wirkung vorherrscht, welche Werte und Annahmen über die Welt vorliegen, welche großen Ziele erreicht werden sollen und wie der Fahrplan auf dem Weg dorthin aussehen könnte. Vereinfacht gesagt, versorgt uns die Theory of Change mit dem nötigen methodischen Werkzeugkasten und offenen Diskursräumen, um gemeinschaftlich die langfristigen Ziele unserer Wirkung vorzudenken, über Werte, Annahmen und Utopien zu sprechen und zu streiten, sowie kausale Zusammenhänge zwischen Beeinflussungen und projizierter Zielwirkung zu entdecken und zu verstehen. Diese Freiräume zum gemeinschaftlichen Denken bilden die Grundlage, um anschließend geeignete Möglichkeiten der Beeinflussbarkeit von Wirkung erkennen und lenken zu können. Dabei ermöglicht der Ansatz der Theory of Change, zielgerichtet die Stellschrauben, Interventionsmöglichkeiten und Bedingungen abzuleiten, die genutzt werden und gegeben sein müssen, um eine erwünschte Wirkung zu erreichen. Darüber hinaus werden bei dieser Methodik übergeordnete Indikatoren oder Zielbilder erarbeitet und in ein Narrativ eingebettet.
Ganz konkret mündet die Theory of Change in den eingeführten GLS Zukunftsbildern, die gemeinschaftlich und diskursiv erarbeitet wurden. Sie zeigen auf, welche Zukunft wir gestalten möchten.
Für jedes Zukunftsbild haben wir fünf übergeordnete Indikatoren definiert, die die Zukunft abstecken. Wir sprechen hierbei von so genannten Qualitäten, die die Zukunft aufweisen soll. Dabei haben wir für unsere sechs Branchen und das jeweilige Zukunftsbild insgesamt 30 Qualitäten erarbeitet.
Theory of Change in der Praxis
Diese abstrakte Herangehensweise wird am Beispiel der Branche Wohnen deutlich: Durch die Theory of Change konnten wir unsere Werte und Annahmen explizit festhalten, etwa, dass Wohnen ein Grundbedürfnis darstellt und essenziell ist für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wir sehen auch, dass aktuell das Thema Wohnen viele Herausforderung mit sich bringt. Damit meinen wir die Gentrifizierung, die zunehmende Trennung von Arm und Reich in verschiedene Wohngegenden sowie unterschiedliche Lebensqualitäten und Zugang zu bezahlbarem Wohnraum in der Stadt und auf dem Land. Als Zielgruppe stehen die Menschen mit ihren ganz unterschiedlichen Wohn- und Lebens-Bedürfnissen in unserem Fokus. Als übergeordnete Indikatoren haben wir u.a. die Qualitäten bezahlbarer Wohnraum, soziale Vielfalt und nachhaltiges Bauen definiert. Diese tiefergehende Auseinandersetzung erlaubt es uns, die geeigneten Interventionsmöglichkeiten und erforderlichen Bedingungen zu identifizieren, um unser Zukunftsbild bestmöglich zu erreichen. Anders formuliert können wir durch die konzeptionellen und diskursiven Vorüberlegungen im Theory of Change Prozess den Kompass einnorden und das Wertefundament aufbauen, um die Wirkungsmessung in ein operationalisierbares Instrument zu überführen.
Genau an dieser Stelle setzt die Input, Output, Outcome, Impact Logik an. Sie bietet uns einen logischen Rahmen, um den Veränderungsprozess auf der operationalen Ebene besser zu verstehen, messbar zu machen und zu beeinflussen. Während die Theory of Change also das große Ganze in den Blick nimmt, fokussiert sich das IOOI Modell auf spezifische Handlungs- und Wirkungsketten. Das IOOI Modell sorgt dafür, dass wir Indikatoren bestimmen und strukturieren. Wir sprechen dabei von einer Methode der Wirkungslogik. Konkret werden dabei die nachfolgenden Komponenten betrachtet: Unter Input werden die eingesetzten Ressourcen verstanden, die in die Wirkungskette eingebracht werden. Dabei kann es sich um materielle Ressourcen (Geldmittel, Arbeitsstunden, Werkzeuge) und immaterielle Ressourcen (Netzwerke, Wissen und Fähigkeiten) handeln.
Diese Ressourcen bilden die Grundlage für den möglichen Output innerhalb der Wirkungskette. Als Output können alle Interventionen und Maßnahmen verstanden werden, die auf eine Wirkungsänderung einzahlen. Dabei handelt es sich z.B. um die Anzahl von durchgeführten Schulungen, neue Schulplätze, mehr Wohnfläche, mehr Windräder usw. Diese facettenreichen Interventionen können zu einer unmittelbaren Veränderung führen. In diesem Fall sprechen wir vom so genannten Outcome. Dabei handelt es sich um erkennbare Wirkungen beispielsweise auf Verhalten, Wissensstand oder Einstellung.
Das letzte Glied der Wirkungskette bildet der Impact, also jene langfristige und umfassende Wirkung, die gesellschaftlich verzeichnet wird und über die eigentliche Zielgruppe hinaus zu erkennen ist.
Gemäß dem IOOI Modell sprechen wir immer dann von Wirkung, wenn eine geplante Intervention (Output) eine erkennbare Veränderung bei Outcome und Impact erzielt.
Bei der GLS Wirkungsmessung haben wir auf der operativen Ebene das IOOI Modell stets vor Augen. Dabei betrachten wir aktuell insbesondere die „Kettenglieder“ Output, also die messbaren und nachweisbaren Interventionen sowie den Outcome, also unsere Zielbilder und Qualitäten innerhalb des jeweiligen Zukunftsbildes (siehe unten zu ‚Proxy-Indikatoren‘). Für unsere sechs Branchen mit ihren jeweiligen Branchensegmenten haben wir etwa 200 Output-Indikatoren erarbeitet. Die eingesetzten Ressourcen betrachten wir zum jetzigen Stand lediglich aus einer ökonomischen Betrachtungsbrille, etwa indem wir im Kreditgeschäft konkret nachvollziehen können, welche Kreditvolumina in jeder Branche vergeben werden. Mittelfristig möchten wir die eingesetzten Ressourcen noch viel stärker aus einer ganzheitlichen, nicht-monetären Brille betrachten und gemeinsam mit unseren Partner*innen auch hier in eine Diskussion über Wirkung einsteigen. Gleiches gilt für den Aspekt des langfristigen gesellschaftlichen Impacts. Hier stehen wir gerade in den Startlöchern und möchten Wege aufzeichnen, um unsere langfristige und umfassende Wirkung besser zu verstehen und darüber in den Austausch zu treten.
Bereits jetzt schafft das IOOI Modell – auf der Ebene der Output-Indikatoren – die konzeptionelle Grundlage, um Output-Indikatoren zielgerichtet zu entwickeln und zu verwenden.
Wir sind überzeugt davon, dass Output-Indikatoren (ganz analog zur Wirkung generell) mehrere Dimensionen aufweisen können. Deshalb weisen die von uns verwendeten Indikatoren verschiedenen Dimensionen bzw. Tiefen auf. Wir unterscheiden dabei zwischen dem blanken Indikator an sich, der zugrundeliegenden Qualität, die der Indikator abbildet, sowie den Kontext, in den der Indikator eingebettet ist. Dies wird am Beispiel der Branche Wohnen deutlich: Wir erfassen hier bspw. die m² der Wohnfläche (Rohindikator), die durchschnittliche Miete je m² (Qualitätsfaktor) und setzen diese in Vergleich zum Mietspiegel (Kontextfaktor). Zusätzlich beleuchten wir weitere Qualitäten der Wohnfläche, etwa hinsichtlich der Mitbestimmungsrechte, der Vielfalt im Quartier und des Mieter*innenschutzes. Diese Mehrdimensionalität eröffnet uns dabei erneut die Möglichkeit, mit unseren internen und externen Anspruchsgruppen in Gespräche über Wirkung einzusteigen.
Proxy-Indikatoren
Die so genutzten mehrdimensionalen Indikatoren helfen uns dabei, die einzelnen Aspekte und Vorrausetzungen von gesellschaftlicher Wirkung in Bezug auf unsere Zukunftsbilder zu analysieren und zu diskutieren. Wir sprechen hierbei von Proxy-Indikatoren, denen wir eine Hebelwirkung auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse unterstellen. Mit Bezug zum oben genannten Beispiel aus der Branche Wohnen würde dies vereinfacht gesagt bedeuten, dass wir dem Indikator der ‚durchschnittlichen Miete je m²‘ eine Hebelwirkung auf die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum unterstellen. Setzt man diesen Indikator mittels des Kontextfaktors in Vergleich zum Mietspiegel des jeweiligen Quartiers/Stadtteils, können wir abschätzen, inwiefern ein entsprechendes Wohnprojekt zur Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum im Stande ist. Bei der Erstprüfung dieses Indikators haben wir auswerten können, dass unsere finanzierten Wohnimmobilien einen durchschnittlich 12 Prozent niedrigeren Mietpreis je m² im Vergleich zum Mietspiegel des jeweiligen Quartiers aufweisen. Dies allein reicht zwar noch nicht zur eindeutigen Ableitung eines Beitrags zu bezahlbarem Wohnraum aus, ist aber ein erster wichtiger Proxy-Indikator für die Erfassung dieses Beitrags. Ergänzt man diese Erkenntnis um Indikatoren, die Hebelwirkung in Bezug auf nachhaltiges Bauen, Mitbestimmungsrechte, der Vielfalt im Quartier und des Mieter*innenschutzes ausdrücken, nähert man sich schrittweise dem Nachweis einer Wirkung auf gesellschaftliche Zukunftsbilder.
Nicht immer sollen die Indikatoren nur eine Hebelwirkung entfalten können. In einigen Fällen nutzen wir Indikatoren auch, um einen gewissen Diskurs durch empirische Daten zu untermauern. Dadurch stärken wir unser Verständnis einer Herausforderung, dessen Daten, Fakten und Bedingungen und vor allem den notwendigen Stellschrauben für Lösungsansätze. Zusammengefasst wird dies unter dem Begriff „System-change Stories“ (Geschichten des Systemwandels).
Transparenz & Reflektion als Grundlage für den sozial-ökologischen Wandel
Die Ergebnisse unserer Wirkungsmessung machen wir allen Kund*innen, Mitglieder*innen und Interessierten transparent. Unser Ziel ist es, den Menschen der GLS Gemeinschaft offen zu legen, wie wir gemeinschaftlich Geld als sozial-ökologisches Gestaltungsmittel einsetzen können. Dabei wollen wir eine möglichst hohe Alltagsrelevanz erreichen. Dies bedeutet, dass wir unsere Wirkungstransparenz bei den alltäglichen Kaufentscheidungen unserer Kund*innen (Kaufgeld), dem Sparen & Investieren (Leihgeld) und der Spendentätigkeit (Schenkgeld) sichtbar machen und damit mündige Entscheidungen unterstützen wollen. Dies geschieht dann sowohl auf Ebene der individuellen Kund*innen mittels Informationen zur persönlichen Wirkung, als auch auf Ebene der GLS Gemeinschaft zur gemeinsamen Wirkung. So entstehen gemeinsames Bewusstsein, Verständnis und Gestaltungskraft für einen sozial-ökologischen Wandel.
Die Ergebnisse dienen aber ebenso zur kritischen Reflektion unseres eigenen Handelns als GLS Bank. Erreichen wir positive gesellschaftliche Wirkung? Werden wir unserem Auftrag des Einsatzes von Geld als gesellschaftlichem Gestaltungsmittel gerecht? Können wir unsere Kund*innen in ihrer Wirkung stärken? Welche Aspekte unserer Arbeit oder der allgemeinen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen müssen wir verbessern? Die gemeinsame Diskussion, der Blick auf die eigene und die gemeinschaftliche Wirkung ermöglicht ko-kreative Prozesse und Veränderungen.
Die Inhalte der Wirkungstransparenz werden somit stetig weiterentwickelt, da sich Rahmenbedingungen, Bedürfnisse und Erkenntnisse ändern und wir laufend neue Lösungsansätze entwickeln müssen und wollen. Gestalten Sie mit, für eine Zukunft, die wir wollen!
Was von außen stärkend auf Innovationen wirkt
Weltweite Forschung
Weltweit forschen Wissenschaftler*innen an Themen, die auch uns bewegen. Wir nehmen die vielen verschiedenen Publikationen und Studien wahr, beschäftigen uns damit, welche Implikationen ihre Erkenntnisse für uns als Bank haben und berücksichtigen diese soweit wie möglich und relevant in unserem Kerngeschäft.
Digitalisierung
Die Digitalisierung beeinflusst unser Leben in fast allen Bereichen. Sie macht auch vor uns als Bank nicht Halt. Daher nutzen wir die Möglichkeiten der Technik und entwickeln damit verschiedene Softwarelösungen, die den Alltag für uns und unsere Kund*innen leichter macht. Gleichzeitig können wir die Digitalisierung nutzen, um die GLS Kund*innen digital zu erreichen, mittels Informationsveranstaltungen und Workshops.
Gesellschaftliche Herausforderungen
Die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit zwingen uns dazu, entsprechende Lösungsansätze zu entwickeln. Daher versuchen wir durch verschiedene Konzepte und Methoden auf die Herausforderungen aufmerksam zu machen und sie anschaulich darzustellen.
Ein Beispiel ist der Klimawandel, auf den wir einerseits mit unseren Finanzierungen und Investitionsangeboten reagieren und uns gleichzeitig auch politisch für den Klimaschutz engagieren. Wir sehen uns als GLS Bank als Mitglied der Gesellschaft und treten deshalb für die Interessen der Gemeinschaft ein.
Unsere Haltung zu den Sustainable Development Goals
Den Einen sind die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (engl. Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen vollkommen unbekannt, bei den Anderen ist selbst die englische Abkürzung SDGs bereits im Vokabular verankert. Wir möchten die SDGs im Folgenden kritisch reflektieren.
Die SDGs sind insofern positiv zu bewerten, als dass Sie
- eine internationale Vereinbarung zu Nachhaltigkeit darstellen, die Entwicklungsleitlinien für alle Länder der Vereinten Nationen definiert und globale Partnerschaften sowie Engagement fordern
- Nachhaltigkeit a) im Einklang von Ökonomie, Ökologie und Sozialem verstehen; b) Industrie-, sowie Schwellen- und Entwicklungsländer mitdenken, c) unterschiedliche politische, wissenschaftliche, gesellschaftliche und privatwirtschaftliche Akteure auf d) nationalen, regionalen und lokalen Ebenen adressieren
Die SDGs sind kritisch zu bewerten, als dass
- die Bekämpfung von Klimawandel nicht explizit mitgedacht wird und diese in Konkurrenz zu einigen Zielen steht
- das Zusammenspiel der Ziele nicht ausreichend berücksichtig wird, sodass einzelne Ziele miteinander im Konflikt stehen oder unerwünschte negative Implikationen erzeugen
- die Erfüllung auf Basis von Freiwilligkeit zu wenig ambitionierten Maßnahmen und zu geringen Fortschritten führt
- die SDGs leicht zu Marketingzwecken im Sinne von Greenwashing (auch Rainbow-Washing oder SDG-Washing genannt) missbraucht werden können
- das Wachstumsdogma der Wirtschaft unkritisch fortgeführt wird und ein notwendiges systemkritisches Umdenken kaum Berücksichtigung findet
- Aspekte, die für die persönliche Entwicklung im Einklang mit Körper, Geist und Seele relevant sind, - wie z.B. Kultur – vernachlässigt werden
Als GLS Bank werden wir die SDGs konstruktiv-kritisch begleiten und gemeinsam mit den Menschen der Gemeinschaft unsere Aktivitäten weiterhin auf die Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung ausrichten. Doch wir brauchen mehr – für eine Zukunft, die wir wollen!
Nachfolgend befindet sich unsere ausführliche Stellungnahme zu den SDGs.
Die SDGs – Was ist das eigentlich und wie sind sie entstanden?
Ende 2015 kamen gleich zwei internationale Vereinbarungen im Bereich der Nachhaltigkeit auf die gesellschaftlich-politische Agenda: In Paris verpflichteten sich 195 Länder mit dem Pariser Klimaabkommen zur Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2°C. Fast zeitgleich wurden im Rahmen der Agenda 2030 die SDGs von den Vereinten Nationen verabschiedet. Mithilfe von 17 Zielen und 169 Unterzielen wurden Entwicklungsleitlinien für alle Länder der Vereinten Nationen formuliert.
Als Nachfolger der sogenannten Millennium Development Goals setzen die SDGs erstmalig explizit auf die dezidierte Einbindung der Zivilgesellschaft und rufen nachhaltige Entwicklungsziele aus, die – im Gegensatz zu den Millennium Development Goals – sowohl für Industriestaaten als auch für Entwicklungs- und Schwellenländer Anwendung finden. Anstelle langjähriger disparater Entwicklungen in den Regionen der Welt treten globale Partnerschaften in den Mittelpunkt.
Die 17 Ziele sind thematisch ebenso breit aufgestellt, wie sie angewendet werden können: Keine Armut (1) und kein Hunger (2), hochwertige Bildung (4), Geschlechtergleichheit (5), nachhaltige Städte und Gemeinden (11) sowie Nachhaltige/r Konsum und Produktion (12) sind nur einige Ziele, die beispielhaft genannt werden können. Das übergeordnete Ziel ist ein Wirtschaftswachstum, das im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischen Grenzen der Erde steht und Wachstum von Ressourcenverbrauch entkoppelt. Nachhaltige Entwicklung wird dabei als eine ganzheitliche Entwicklung im ökonomischen, ökologischen und sozialen Sinn verstanden.
Doch anders als zu vermuten ist, richten sich die SDGs nicht nur an Regierungen, sondern ebenfalls an die Zivilgesellschaft, die Wirtschaft und die Wissenschaft. Primär beziehen sie sich auf die Ebene der Nationalstaaten. Die regionale und lokale Ebene ist allerdings ebenso relevant. Gemeinsam sollen Lösungen von verschiedenen Akteuren auf unterschiedlichen Ebenen entwickelt, erprobt und umgesetzt werden – das alles bis 2030.
Sustainable Development Goals: Was passiert heute?
Seither ist vieles passiert und doch hat sich scheinbar nicht wirklich etwas getan: Wollten wir nicht CO2- Emissionen reduzieren und die globale Erderwärmung auf 1,5°C bis maximal 2°C begrenzen? Statt zu sinken, stiegen die CO2-Emissionen seit 2015 weiter an. Im Jahr 2020 sind die Emissionen zwar kurzzeitig gesunken, allerdings lässt sich das auf die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie zurückführen, statt auf einen Richtungswechsel der globalen Klimapolitik. Die Erderwärmung wird ohne zügige und drastische Maßnahmen bis zum Ende des Jahrhunderts wohl eher um 3°C bis 5°C steigen1 - mit katastrophalen Folgen für Mensch und Natur. Da hilft es auch nicht, die Zahlen, Fakten und eine vermeintliche Klimahysterie anzuprangern. Die Realität ist eine andere. Und es werden zusätzliche 2,24 Billionen Euro benötigt, um die vereinbarten SDGs zu erreichen - jährlich.2 Es werden tatsächlich viele Erfolge verbucht, z.B. bei der Kindersterblichkeit, der Armutsbekämpfung oder dem Zugang zu Bildung. Dementgegen wirkt der fortschreitende Klimawandel, der immer neue Problemlagen, Naturkatastrophen und Flüchtlingsbewegungen hervorruft und somit den erreichten Erfolgen entgegenwirkt. Bislang warten wir vergebens auf eine breite Durchsetzung von disruptiven Innovationen, auf eine Abkehr von fossilen Brennstoffen und auf internationale Zusammenarbeit.
Reaktionen aus Zivilgesellschaft und NGOs auf die SDGs
Die Verabschiedung der SDGs wird von verschiedenen Anspruchsgruppen verschieden aufgenommen. Während die einen in ihnen einen Wendepunkt für gemeinsame Veränderungen der Wirtschaftsweise und Entwicklungszusammenarbeit sehen, kritisieren andere eine potenzielle Entpolitisierung der Nachhaltigkeitsdebatte, die Freiwilligkeit der SDGs und deren Einbettung in neoliberale Grundannahmen.
Für Unternehmen und Institutionen bilden die SDGs heute bereits eine Grundlage, um Nachhaltigkeitsziele zu definieren, zu kommunizieren und im Bewusstsein zu stärken. Einerseits verkommt diese Anwendung zu einer kosmetischen Anpassung der Kommunikationsstrategie, um Nachhaltigkeit zu propagieren. Andererseits kommt die Aussage nicht an: In Deutschland kennen lediglich 46,1 Prozent der Bevölkerung die SDGs.3 Zudem fühlen sich die Bürger*innen kaum angesprochen, an der Verwirklichung der SDGs mitzuwirken. Sie stufen ihre Einflussnahme als sehr gering ein.
Was Unternehmen und Finanzinstitute für die SDGs tun können
Um die SDGs erfüllen zu können braucht es Alle. Regierungen und NGOs haben sich bereits weltweit zu den SDGs bekannt. Doch welche Rolle sollen Unternehmen und Finanzinstitute einnehmen?
Die SDGs rufen Unternehmen dazu auf, mit ihren Investitionen, Geschäftsaktivitäten, und -modellen zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Unternehmen sollen Verantwortung für die Wirkung ihrer Geschäftsaktivitäten übernehmen, negative Auswirkungen reduzieren und ihre Geschäftstätigkeiten allumfassend auf Nachhaltigkeit ausrichten. Dafür sollen sie belohnt werden: Durch die wachsende Aufmerksamkeit von Politik und Bevölkerung eröffnen sich neue rentable und nachhaltige Geschäftsfelder wie in Bereichen der Bio-Treibstoffe, der Plastiksubstitute oder des nachhaltigen Bauens. Das Marktpotenzial der SDGs wird auf insgesamt 12 Billionen Dollar geschätzt.4 Es wird der „Business Case for Sustainability“ geschaffen, den Unternehmen ausnutzen sollen und Nachhaltigkeit gewinnbringend vermarkten. Hierfür können die SDGs als Kommunikations- und Marketinginstrument unterstützend eingesetzt werden.
Und Finanzinstitute? Sie werden dringender denn je gebraucht, um die SDGs Realität werden zu lassen und die Finanzierungslücken in den SDG relevanten Bereichen zu schließen. Denn eins ist klar: Die SDGs können nicht allein durch öffentliche Mittel finanziert werden. Der oberste Aufruf an Banken und Kreditinstitute ist, Geld dorthin zu lenken, wo es sinnvoll und nachhaltig eingesetzt wird. Hierzu sollen z.B. Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagement von Finanzinstituten und Ratingagenturen internalisiert werden. Dies soll wiederrum Anreize für die Realwirtschaft erzeugen, die Transformation zu einer nachhaltigen, emissionsarmen Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben. Denn Finanzierungsbedarf hat nahezu jedes Unternehmen.
Die SDGs und das GLS Nachhaltigkeitsverständnis
Für die GLS Bank steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt jeder Tätigkeit. Nachhaltigkeit bedeutet für uns, so zu leben, dass wir der Verantwortung gerecht werden, die wir gegenüber heutigen und zukünftigen Generationen tragen. Deswegen handeln wir stets zukunftsweisend und schützen mit dem was wir tun die Lebensgrundlage des Menschen – eine intakte, regenerative Natur. Wenn wir das gut tun, den Menschen in den Mittelpunkt stellen und die Natur schützen, dann sind wir erfolgreich. Dieser Erfolg spiegelt sich ebenfalls in ökonomischem Gewinn wider, der für die GLS Bank immer nur die Folge, nie aber der Zweck unseres Handelns ist.
In diesem Sinne, begrüßen wir die SDGs und die Agenda 2030 als erstes internationales Rahmenwerk für eine gemeinsame Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit. Wir nehmen ambitioniert unsere Rolle als geforderten Akteur wahr, richten uns jedoch nicht kritiklos an den SDGs aus. Wie das geht? Wir reflektieren die SDGs kritisch anhand unseres Nachhaltigkeitsverständnissen und orientieren uns an denjenigen Zielen, die mit unserem Nachhaltigkeitsverständnis im Einklang sind.
Die SDGs setzen den Fokus auf eine Vereinbarkeit von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Das bedeutet, dass ökonomischer Gewinn im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischen Grenzen stehen soll. Wirtschaftswachstum wird dabei ebenfalls als zentrales Instrument einer nachhaltigen Entwicklung, allerdings entkoppelt von Ressourcenverbrauch, verstanden. Nach unserem Nachhaltigkeitsverständnis ist Wirtschaftswachstum als Selbstzweck kein geeignetes Ziel. Einige der Entwicklungsziele stehen zudem in direktem Konflikt miteinander: Das von den SDGs anvisierte Wirtschaftswachstum erfordert enorme Massen an Landfläche und Ressourcen. Dies wiederum wirkt sich tendenziell negativ auf den Schutz von Biodiversität, Bodenvitalität und Natur aus.
Ferner fehlen in den SDGs Inhalte, die wir als zentral für eine gesunde, vielfältige und nachhaltige Entwicklung verstehen. An keiner Stelle fassen die SDGs zum Beispiel die Bedeutung von Kultur auf. Sei es durch eine gerechte Teilhabe für alle Menschen am kulturellen Leben, zur Freiheit des kulturellen Ausdrucks oder zur Bedeutung von Kultur für die Nachhaltigkeitstransformation. Das SDG 7 fordert einerseits bezahlbare und saubere Energie, setzt in einem Unterziel jedoch auf „fortschrittliche und saubere Technologien für fossile Brennstoffe“ statt auf Erneuerbare Energien. Zahlreiche weitere Fragen sind mit Blick auf die SDGs kritisch zu hinterfragen. Der Dringlichkeit der globalen Herausforderungen werden sie in jedem Fall nicht gerecht.
Wo verorten wir uns also als GLS Bank in den Entwicklungszielen? Was wünschen sich unsere Kund*innen, Mitglieder*innen und Mitstreiter*innen? Was denken die Mitarbeiter*innen? Der Bankensektor findet in den SDGs keine ausdrückliche Erwähnung. Umso wichtiger ist es, alle SDGs kritisch zu prüfen und interne Prozesse und insbesondere das Kerngeschäft auf relevante SDGs auszurichten. Durch unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze, unseren klaren Ausschlusskriterien aber vor allem den positiven Geschäftsfeldern unserer Kund*innen sind wir als GLS Gemeinschaft aktiver Gestalter einer nachhaltigen Entwicklung. Wir gehen dabei oftmals deutlich über die SDGs hinaus und richten unseren Fokus auf positive Zukunftsbilder in Einklang mit unserem Nachhaltigkeitsverständnis.
SDGs konstruktiv-kritisch begleiten
Auch wenn die SDGs ein richtungsweisendes, internationales Abkommen zum Schutz der Umwelt und zum Abbau von sozialen Ungleichheiten sind, müssen sie kritisch hinterfragt, konstruktiv begleitet und weiterentwickelt werden.
Unser Ansatz ist eine konzeptionelle Analyse der SDGs auf verschiedenen Abstraktionsebenen, die eine ganzheitliche Betrachtung der folgenden Themenfelder erlaubt. Dabei nehmen wir folgende Kategorien von Perspektiven ein, um den Inhalten und Wirkungen der SDGs auf den Grund zu gehen:
Wirtschaftssystemische Kritikpunkte: Durch eine systemische Einbettung der SDGs in eine Marktwirtschaft, die hauptsächlich auf Wachstum basiert, können Fliehkräfte und Rebound-Effekte, die einer zügigen und der Problembewältigung angemessenen Umsetzung der SDGs entgegenstehen, offenbart werden.
Governance-bezogene Kritikpunkte: Die Einbettung der SDGs in zum Teil undemokratische und intransparente Steuerungs- und Regelungssysteme offenbaren Entscheidungsfindungs- und Implementierungsmerkmale, die einer zügigen und der Problembewältigung angemessenen Umsetzung der SDGs entgegenstehen.
Akteursbezogene Kritikpunkte: Hier wird auf die Relevanz von akteursbezogenen Verhaltensweisen und Handlungsmustern verwiesen, deren ausbleibende Transformation einer zügigen und der Problembewältigung angemessenen Umsetzung der SDGs entgegenstehen.
Themenspezifische Kritikpunkte: Mit Verweis auf eine potenziell unsachgerechte Schwerpunktsetzung der Unterthemen und Details der SDGs, werden weitere Themen angeregt, die für eine zügige und der Problembewältigung angemessenen Umsetzung der SDGs förderlich wären.
Positive Praxisbeispiele: Mithilfe positiver Berichterstattung, Best-Practice-Beispielen und konstruktiven Ideen soll in dieser Kategorie versucht werden, alle oben genannten Ebenen anhand konkreter, positiver Praxisbeispiele zusammen zu bringen und die alltagsfähige Umsetzung der SDGs zu veranschaulichen (z.B. GLS Firmenkunden).
Quellen:
1 Vgl. WMO, 2020.
2 Vgl. UN: Citing $2.5 Trillion Annual Financing Gap during SDG Business Forum Event, Deputy Secretary-General Says Poverty Falling Too Slowly, 2019.
3 Vgl. Global Survey on Sustainability and the SDGs, 2020.
4 Vgl. Business and Sustainable Development Comission: Better business, better world, 2017.