Jedes Zukunftsbild einer Branche besteht aus fünf Qualitäten, die wir als zentrale Hebel des sozial-ökologischen Wandels innerhalb der Branche identifiziert haben. Jede einzelne Qualität greift mediale, wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Aspekte auf und eröffnet in Verbindung mit den übrigen Qualitäten eine Diskussion für eine gemeinsame Gestaltung unserer Zukunft.
Unsere Wirkung in der Branche Ernährung
Lebensgrundlagen schützen und Ernährungssicherheit aufrechterhalten
Mit Hilfe unseres Zukunftsbildes für die Branche Ernährung zeigen wir, welche Projekte wir finanzieren, um den Menschen eine gesunde Ernährung zu sichern und gleichzeitig unsere ökologische Lebensgrundlage zu schützen. Wir brauchen eine zukunftsfähige Landwirtschaft, die sich nicht ihre eigene Grundlage entzieht. Dafür benötigen wir 100% ökologische Landwirtschaft. In der ökologischen Landwirtschaft wird der negative Einfluss auf die Ökosysteme so gering wie möglich gehalten. Durch Kreislaufwirtschaft und regionale Futtermittel wird CO2 eingespart. Durch Vermeidung von Monokulturen und Vielfalt an Saatgut und Fruchtfolgen leisten Bio-Bauern einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und mineralische Düngemittel schützt Boden und Gewässer.
Es darf nicht die alleinige Aufgabe von Umweltschützer*innen sein, Schadstoffe aus der Umwelt wieder zu entfernen. Wir müssen uns alle dafür einsetzen, dass diese Schadstoffe erst gar nicht in Umlauf gelangen.
Lebensmittel legen häufig lange Wege zurück, bis sie auf den Teller kommen. Kurze Transportwege sind nicht nur gut fürs Klima, sondern fördern auch die regionale Wertschöpfung. Gleichzeitig sind viele verschiedene Parteien an der Produktion eines Lebensmittels beteiligt. Wir möchten Unternehmen unterstützen, die faire Partnerschaften mit ihren Lieferant*innen pflegen und diese in Zukunft ausbauen wollen. Für die Gestaltung der Ernährungswende benötigen wir zudem Innovationen, die die Gesundheit der Menschen und Mitwelt im gleichen Maße berücksichtigen.
Neue Wege gehen und Wandel ermöglichen
In der Branche Ernährung unterscheiden wir zwischen zwei Teilbereichen: Ökologische Landwirtschaft und Naturkost. Zu Naturkost gehören verarbeitende Unternehmen (z.B. Hersteller von Bio-Säften), der Großhandel und der Einzelhandel. Zum Einzelhandel zählen wir den kleinen Bioladen um die Ecke, genauso wie Bioläden mit mehreren Filialen und Bio-Kisten, welche gerade in der Pandemie in ihren Absatzzahlen sprunghaft gewachsen sind. Im Bereich ökologische Landwirtschaft unterstützen wir biozertifizierte Landwirtschaft und Betriebe, die sich auf den Weg der Transformation hin zu biozertifizierter Landwirtschaft machen. Auch die Wald- und Forstwirtschaft gehört dazu. Schwerpunktmäßig stellen wir an dieser Stelle die Wirkung der Bereiche ökologische Landwirtschaft und Naturkost im Jahr 2022 dar.
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Kreditvolumen im Jahr 2022 in der Branche Ernährung
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des Gesamt-Kreditvolumens der GLS Bank
Interview mit Katrin Heuzard la Couture
Vom Acker auf den Teller: ohne Flächen geht es nicht
Im Jahr 2022 wurden für 72 % der Anbaufläche der finanzierten landwirtschaftlichen Betriebe die hochwertige ökologische Qualität durch Demeter oder Bioland zertifiziert. Im deutschen Durchschnitt sind nur 1/3 der Biohöfe durch diese beiden Verbände zertifiziert.1 Dabei wurden zusätzlich 1.200 Hektar landwirtschaftliche Fläche erschlossen, etwa durch den Neuerwerb und die Erschließung von Flächen sowie die Umwandlung von konventionell bewirtschafteten Flächen in ökologische Flächen. Dies entspricht der Größe von 20 durchschnittlichen Bauernhöfen à 60 Hektar. Bis 2030 sollen in Deutschland laut Bundesregierung mindesten 30% Ökolandbau vorhanden sein – allein dafür müssten jedes Jahr 12% mehr Fläche umgewandelt werden.2 Das aktuelle Wachstum der ökologischen Landwirtschaft reicht für dieses Ziel bei weitem nicht aus. Vor diesem Hintergrund freut es uns, dass die Hälfte der von uns finanzierten Betriebe eine Flächenausdehnung in den nächsten ein bis drei Jahren planen. Bei genauer Betrachtung der finanzierten Höfe sehen wir, dass, bezogen auf die bewirtschaftete Fläche, 32 % der entsprechend zertifizierten Hofflächen nach Demeter, 40 % Bioland und 28 % nach anderen Bioanbauverbänden bewirtschaftet werden. Im Rahmen der Datenerfassung wurden die Anbauverbände Demeter und Bioland getrennt erfasst, alle „anderen Bioanbauverbände“ werden in unserer Abfrage nicht weiter spezifiziert.
Der Bestand an ökologischer Fläche, den die von uns im Jahr 2022 finanzierten Betriebe haben, beläuft sich auf 10.588 Hektar. Interessant ist die Größenstruktur der finanzierten ökologischen Betriebe.
11 % der finanzierten Höfe haben eine Gesamtgröße unter fünf Hektar. Insgesamt ist jeder zweite Hof, bezogen auf die Fläche, deutlich kleiner als der durchschnittliche landwirtschaftliche Betrieb in Deutschland von ca. 60 Hektar. Nur ein Betrieb, der von uns 2022 finanziert wurde, hat eine Größe von über 500 Hektar. Auch diese großen und sehr großen Betriebe werden benötigt, um die dringend benötigte Umstellung auf 100% ökologische Landwirtschaft in absehbarer Zeit zu schaffen.
Um unseren Anspruch 100% ökologische Landwirtschaft zu erreichen, benötigen wir noch viele zusätzliche Flächen und eine deutliche Steigerung beim Umstieg auf ökologische Anbauflächen. Den Anteil der ökologischen Landwirtschaft in den kommenden Jahren signifikant zu erhöhen, wird ohne größere Höfe und Projekte nicht gelingen. Die Größe des Betriebs sagt dabei nicht unmittelbar etwas über die Qualität aus. Unsere Erfahrung zeigt: Gute Betriebe gibt es in jeder Größe. Wenn wir die Agrarwende in der Breite schaffen wollen, braucht es neben vielen kleinen und mittleren Höfen auch größere Betriebe.
Biolandbau bedeutet auch Klimaschutz
Böden setzen unterschiedlich viele Treibhausgase frei, je nach landwirtschaftlicher Nutzungsform und Düngung. So emittieren die von uns 2022 finanzierten ökologischen Landwirtschaftsbetriebe in Summe schätzungsweise 18.529 tCO2 weniger pro Jahr im Vergleich zu konventionellen Flächen. Diese Einschätzung beruht auf einer Studie der TU München aus dem Jahr 2022, bei der zwischen 2009 und 2021 die Umwelt- und Klimawirkungen von 40 ökologischen und 40 konventionellen Betrieben in verschiedenen Agrarregionen in Deutschland untersucht wurden.3 Demnach sparen ökologische Flächen 1.750 kg CO2e pro Hektar jedes Jahr ein.4 Die eingesparten Treibhausgas-Emissionen entsprechen ungefähr den durchschnittlichen CO2-Emissionen von 1.659 deutschen Bundesbürger*innen pro Jahr.
Darüber hinaus haben Biohöfe einen stabilisierenden Einfluss auf die Biodiversität. Wo konventionelle Landwirtschaftsflächen in Bezug auf die biologische Vielfalt wie eine Wüste wirken, leistet der ökologische Landbau nachweislich einen hohen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität aufgrund vielfältiger Fruchtfolgen und des Verzichts auf chemisch-synthetische Pestizide und mineralische Stickstoffdünger. Neu geschaffene Biotope und Landschaftsstrukturen wie Hecken und Säume können auch von seltenen Arten gut besiedelt werden. Schon geringe Änderungen in den Bewirtschaftungsverfahren können eine hohe Wirkung entfalten.
Die Preise sind falsch
Die Menschheit benötigt Land- und Meeresfläche für Infrastruktur und die Nahrungsmittelproduktion. Nehmen wir der Natur diesen Raum, bedroht dies das komplexe Zusammenspiel von wildlebenden Arten in Ökosystemen. Zeitgleich ist das Überleben der Menschheit abhängig von Ökosystemen mit ihren vielfältigen Leistungen. Es ist möglich, landwirtschaftliche Flächen so zu bewirtschaften, dass sie Lebensraum für wildlebende Tier- und Pflanzenarten bieten. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, verantwortungsvoll mit der Natur umzugehen. Dazu gehören die tier- und pflanzengerechte Planung von ländlichen und urbanen Räumen sowie eine gerechte Bepreisung der volkswirtschaftlichen Folgekosten durch die Landwirtschaft.
Fakt ist: Derzeit werden klima- und biodiversitätsschädliche Praktiken monetär belohnt. Sei es durch fehlgeleitete Subventionen oder geringe Abnahmepreise, die den Mehrwert durch verantwortungsvolle Bewirtschaftung nicht adäquat einpreisen. Wir haben gemeinsam mit Soil & More im Rahmen der Initiative zu „True Cost Accounting“ in einer Studie von 2020 die wahren Kosten der Landwirtschaft ermittelt. Im Ergebnis erwirtschaften die Biobetriebe durchschnittlich einen positiven Nettonutzen in Höhe von rund 720 Euro pro Hektar, wohingegen die konventionellen Vergleichsbetriebe auf Nettokosten in Höhe von durchschnittlich 3.670 Euro pro Hektar kommen. Die bewertete Differenz liegt somit bei fast 4.400 Euro pro Hektar.
Die EU plant mit der Farm to Fork-Strategie im Rahmen des Green New Deals einen deutlichen Ausbau von ökologischer Landwirtschaft (25% der Fläche bis 2030). Deutschland möchte im selben Zeitraum 30% Abdeckung erreichen. Wir übersteigen mit unserer Forderung nach 100% ökologischer Landwirtschaft und unserem Engagement für eine zukunftsfähige Landwirtschaft die politischen Rahmenbedingungen bei weitem.
Und wie sieht es im Bereich Naturkost aus?
Allein im Jahr 2022 konnten wir durch unsere Finanzierungen eine zusätzliche Fläche von mindestens 20.773 m² zur Verarbeitung und Herstellung von ökologischen Nahrungs- und Genussmitteln ermöglichen. Diese Flächen werden z.B. zur Gemüseaufbereitung, Verkauf und Lagerung verwendet. Die Unternehmen versorgen die Verbraucher*innen u.a. mit fairen Gewürzen, Brot aus Handwerk, Haferdrink, leckerem Kaffee oder Bier mit sozialem Mehrwert. Damit leisten wir einen Beitrag, um den Anteil von Bio-Lebensmitteln kontinuierlich zu steigern.
Und wie steht es um die Zertifizierung der hergestellten bzw. verkauften Lebensmittel?
Wenn wir uns den gesamten Umsatz der von der GLS Bank finanzierten Unternehmen im Bereich Naturkost anschauen, zeigen unsere Ergebnisse, dass EU-Bio-Produkte mit 38,4 % den größten Anteil am Umsatz ausmachen. Gefolgt von Bioland (28,8 %) und Demeter (27,4 %).
Nach der aktuellen Datenlage hat der von uns 2022 finanzierte Naturkostbereich sein gesamtes Sortiment bzw. alle hergestellten Produkte mit den Siegeln Demeter, Bioland, Naturland oder EU-Bio zertifiziert. Das freut uns sehr, denn im Vorjahr waren noch 5% der umgesetzten Produkte ohne Zertifizierung. Dabei heißt keine Zertifizierung jedoch nicht automatisch keine Bio-Qualität: So lassen kleine Betriebe (und z.B. auch Kooperativen im globalen Süden) ihre Produkte auf Grund der hohen Kosten für die Zertifizierung und des Aufwands teilweise nicht zertifizieren. Gleichzeitig können darunter Produkte fallen, die z.B. Fairtrade zertifiziert sind, jedoch kein Bio-Siegel haben und/oder mit einem ausländischen Bio-Siegel zertifiziert sind, welches wir bisher nicht erfassen. Hinzu kommt: Viele Unternehmen wollen Teil der Transformation sein und stellen Stück für Stück ihre Produkte bzw. ihr Sortiment um. Diese Transformation hin zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft begleiten wir.
Regionalität der Ernährung
Ökologische Aspekte spielen eine zentrale Rolle in unserem Zukunftsbild Ernährung. Dazu gehört neben der Zertifizierung auch die Art und Weise, wie und bei wem Produkte und Rohstoffe gekauft bzw. wohin sie verkauft werden. Der Begriff „regional“ ist im Gegensatz zum Begriff „Bio“ rechtlich nicht geschützt und nicht einheitlich definiert. Dementsprechend kann jedes Unternehmen selbst entscheiden, welche Produkte es als regional bezeichnet. Die Kund*innen müssen somit einen genauen Blick auf die Herkunft des Produktes werfen, um zu wissen, in welcher Entfernung das Produkt produziert wurde. Mit unserem Zukunftsbild wollen wir explizit auf Regionale Wertschöpfung einzahlen. Welchen Beitrag dazu leisten die Unternehmen, welche von der GLS Bank im Jahr 2022 finanziert wurden?
Wir haben die Unternehmen und Betriebe in der Branche Ernährung nach ihrem Verständnis von Regionalität gefragt. Für beinahe die Hälfte unserer Kreditempfänger*innen aus dem Bereich Naturkost bedeutet Regionalität, dass die Produkte und Rohstoffe aus einer Entfernung von maximal 70 km kommen. Jedoch: 14,3 % unserer Kund*innen finden die Bezeichnung für regionale Produkte noch angemessen, wenn die Entfernung über 280 km liegt - wobei 280 km einem Drittel der Nord-Süd Länge Deutschlands entsprechen.
Vergleichen wir das Verständnis von Regionalität unserer Kund*innen aus dem Bereich ökologische Landwirtschaft fällt sofort auf, dass hier fast 2/3 eine Entfernung von maximal 70 km noch als ‚regional‘ bezeichnen würden. Gerade einmal 5,5 % akzeptieren noch eine Entfernung über 140 km. Bei Naturkost sind es mehr als jede*r Zweite*r. Diese unterschiedliche Einschätzung mag jedoch nicht verwundern: Versuchen Landwirt*innen Produkte über Direktvermarktung zu vertreiben oder sich regional zu vernetzen, sind Entfernungen bis 70 km schon nicht mehr innerhalb einer Stunde erreichbar. Für produzierende Unternehmen und Händler*innen ergeben sich hingegen weniger Möglichkeiten, in der nächsten Umgebung alle notwendigen Rohstoffe und Produkte einzukaufen.
Grundsätzlich stellt sich die Frage: Können alle Produkte, die wir konsumieren, regional hergestellt werden? Zum Beispiel finanzierten wir 2022 auch Unternehmen, die Tee in Bio-Qualität importieren oder in Ghana fair und ökologisch produzierte Schokolade in Deutschland vertreiben. Tee & Kakao wachsen nicht in Deutschland und können somit nicht als regionale Produkte verkauft werden. Darüber hinaus sind die Bodenqualitäten auch innerhalb Deutschlands sehr unterschiedlich. Nicht jedes landwirtschaftliche Erzeugnis kann in direkter Umgebung produziert werden.
Doch wie setzen unsere Kund*innen im Bereich Naturkost ihr Verständnis in die Praxis um? Hier freut es uns besonders, dass 62,6 % des gesamten Einkaufsvolumens der Produzent*innen und Händler*innen aus einer Entfernung von höchstens 140 km stammen.
Nicht-regionale Produkte, die einen langen Transportweg hinter sich haben, zeichnen sich oftmals durch eine vergleichsweise schlechte Klimabilanz aus. Deshalb machen sich unsere Kund*innen vermehrt Gedanken darüber, wie dieser Transport möglichst nachhaltig gestaltet werden kann, z.B. mit dem Transport per Segelfracht. Weitere Ansätze unserer Kund*innen bestehen aus der Reduzierung des Verpackungsmülls durch Einführung von Mehrwegsystemen oder verpackungsfreie Snacks.
Im Hinblick auf die Förderung der regionalen Wertschöpfung zeigen unsere Ergebnisse aus dem Jahr 2022 auch: 87,1 % unser Kund*innen im Bereich Naturkost führen gezielt Maßnahmen durch, um den regionalen Einkauf & Vertrieb zu stärken. Hierzu gehören u.a. Schulungen bei Landwirt*innen, damit die benötigten Produkte regional angebaut werden können, z.B. Sojaanbau in Deutschland und regionaler Hafer. Dies ist wichtig, denn nur wenn es regionale Strukturen gibt, über die die Landwirt*innen die Produkte langfristig und sicher verkaufen können, besteht für Kund*innen die Möglichkeit, diese zu beziehen.
Auch im Vertrieb orientieren sich unsere Kund*innen an der Region: 98,8 Mio. Euro wurden regional bis 140 km vermarktet. Das entspricht mehr als der Hälfte des Gesamtumsatzes im Bereich Naturkost.
Zuverlässige Partner, kurze Lieferketten, faire Preise – Direktvermarktung
Bei den ökologischen Landwirtschaftsbetrieben, die eine Direktvermarktung bis 140 km nutzen, beläuft sich der Anteil der Direktvermarktung am Umsatz auf 51 %. Absolut bedeutet dies: mehr als 58,6 Mio. Euro wurden im Jahr 2022 mit einer Direktvermarktung bis 140 km umgesetzt. Eine Studie belegt: 2016 haben 11,2% aller Bio-Höfe in Deutschland einen Teil ihres Einkommens aus der Direktvermarktung oder der Verarbeitung erwirtschaftet.5 Bei der Direktvermarktung haben die Menschen die Möglichkeit genau zu wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen und wer sie für sie angebaut hat. So kann der Anonymität zwischen Produzierenden und Konsumierenden entgegengewirkt werden und durch die entstehende Beziehung kann ein anderes Bewusstsein für die Lebensmittelproduktion und den tatsächlichen Wert der Lebensmittel aufgebaut werden. Gleichzeitig müssen die Landwirt*innen überprüfen, ob das gewählte Konzept eine angemessene Lösung für den jeweiligen Standort und die Menschen ist. Eine gute Zusammenarbeit mit Großhändlern, Lieferdiensten und Bioläden kann auch positiv auf die regionale Vermarktung einzahlen. Ein Ansatz sind sogenannte Food Hubs: Logistik- und Verteilzentren, in denen regionale Produkte zentral gesammelt werden können. So kann Direktvermarktung in der Region nicht nur an den Endkund*innen funktionieren, sondern auch an Großverbraucher*innen wie Uni Mensen, Cateringunternehmen, Betriebskantinen, Krankenhäuser etc.
Sozial & Fair
Wie in allen Branchen ist es auch in der Branche Ernährung wichtig, dass Faire Geschäftspartnerschaften geführt werden. Durch zuverlässige und langfristige Geschäftsbeziehungen können alle Beteiligten besser planen und wirtschaften. Neue bzw. kurze Geschäftsbeziehungen sind jedoch nicht per se negativ zu bewerten. Bei der Transformation eines Unternehmens zu einem nachhaltigen Unternehmen kann es z.B. dazu kommen, dass alte Geschäftsbeziehungen gekündigt und neue, nachhaltigere Partner gefunden wurden.
Insgesamt ergreifen 95 % der von uns finanzierten landwirtschaftlichen Betriebe Maßnahmen zur Etablierung fairer Partnerschaften. So ist es möglich, dass dem Preisdruck in der Land- und Lebensmittelwirtschaft durch partnerschaftliche Qualitäten wie Vertrauen, Transparenz und Solidarität entgegengewirkt wird. Hinzu kommt: Unsere Kund*innen achten selbst darauf, dass die einzelnen Abhängigkeiten in ihren Lieferketten nicht zu groß werden.
Dazu passt auch, dass unsere Kundenbetreuer*innen die Qualität der fairen Partnerschaften unserer Kund*innen im Bereich Naturkost durchschnittlich als ‚Sehr gut‘ einschätzen. In jedem fünften Fall wird hier sogar die Einschätzung ‚Hervorragend‘ vorgenommen. Darüber engagieren sich unsere Kund*innen – sowohl bei Naturkost als auch ökologischer Landwirtschaft oftmals sozial. So sorgt ein Unternehmen in Naturkost für die Beschäftigung von Menschen, nur sehr geringe Chancen am Arbeitsmarkt hätten. Gleich drei Landwirtschaftsbetriebe sorgen für die Inklusion von Menschen mit Hilfsbedarf. Andere fördern Communities in Afrika oder soziale Projekte vor Ort.
Unsere Erfahrung in der Praxis zeigt: Das soziale Engagement unserer Kund*innen ist groß. Viele spenden durch den Verkauf ihrer Produkte einen Anteil an entsprechende Initiativen. In Zukunft wollen wir dies als zusätzliches Kriterium bei unseren Kund*innen erfassen, sodass wir darüber genauere Auskünfte geben können.
Den Krisen begegnen – Innovation fördern
Die aktuellen und anstehenden Herausforderungen, z.B. Klimawandel und Sicherung des Humusgehalts im Boden, benötigen Innovationen: Dies kann das Entwickeln einer Initiative zum Humusaufbau sein, aber auch die Unterstützung von ökologischen Saatgutzüchtungs-Projekten ist in Bezug auf die Klimakrise in der Land- und Lebensmittelwirtschaft elementar. Viele unserer Kund*innen sind in diesem Bereich sehr engagiert. So wird an Permakultur und Biodiversität im Einklang mit Produktivität geforscht. Mehrere unserer Kund*innen sind z.B. im Bereich Agroforstwirtschaft (Verbindung von Forst- und Landwirtschaft) aktiv und ein weiterer Kunde setzt Roboter zur Bekämpfung von Unkraut ein.
Wir benötigen gesunde, anpassungsfähige und vielfältige Sorten, um eine Gesunde Ernährung sicherzustellen. Damit das Wissen hierzu auch bei den Konsument*innen landet, haben 74 % unserer Kund*innen in der Branche Ernährung bereits Maßnahmen zur Förderung gesunder Ernährung entwickelt. Nur auf den Bereich Naturkost bezogen, waren es sogar 91 %. Ebenso engagieren sich durchschnittlich drei von vier unserer Kund*innen für Verbraucherbildung.
Mit Hinblick auf unser Zukunftsbild für Erneuerbare Energien, in dem wir 100 % Energie aus Erneuerbaren erzielen wollen, verfehlen wir diese Marke in der Branche Ernährung noch. Immerhin 83 % (Naturkost) und 86 % (Ökologische Landwirtschaft) gaben aber an 2022 bereits zu 100 % Ökostrom zu nutzen. Dafür sind viele unserer Kund*innen aus der Branche Ernährung aktiv am Ausbau der Versorgung mit Erneuerbarer Energie beteiligt. So konnten wir 2022 eine Vielzahl von Aufdach-PV-Anlagen bei unseren Kund*innen im Bereich Naturkost und Ökologische Landwirtschaft realisieren.
Agrarwende weiter vorantreiben: unser Zukunftsbild Wirklichkeit werden lassen
Wie können wir die Vision einer Land- und Lebensmittelwirtschaft, die ökologisch, regional, fair, innovativ und gesund für Mensch und Mitwelt ist, stärken? Wir versuchen dies sowohl in der Bank als auch darüber hinaus umzusetzen: Einerseits richten wir den kritischen Blick in die Bank, also auf die aktuelle Wirkung unserer Finanzierungen. Wo sind Verbesserungspotenziale? Wie können wir Firmenkund*innen gezielt begleiten, ihre Geschäftsmodelle in Richtung von Klima- und/oder Biodiversitätsschutz, regionaler Vermarktung, oder Innovationen für eine zukunftsfähige Ernährung weiterzuentwickeln? Deshalb wollen wir in Zukunft das Volumen, welches wir in ökologische Landwirtschaft investieren, deutlich vergrößern. Wir bringen die Agrarwende voran!
Andererseits richten wir den kritischen Blick nach außen und identifizieren die notwendigen Hebel der Politik, um die Agrarwende voranzutreiben. Hierzu knüpfen wir Netzwerke und fordern politische Rahmenbedingungen, wie einen lenkungswirksamen CO2-Preis und eine Abgabe auf Spritz- und Düngemittel. Wir arbeiten mit verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen zusammen, um die Diskussionen auf eine fundierte wissenschaftliche Grundlage zu setzen.
Gemeinsam mit unseren Kund*innen können wir zudem Projekte realisieren, die neue Wege gehen und ein besonderes Augenmerk auf unser Zukunftsbild legen, diskutieren, versuchen, Erfolge feiern und Verfehlungen aufarbeiten. Klar ist: Unser Zukunftsbild ist machbar und zukunftsfähig.
Ausblick auf 2023
Das Jahr 2022 lief für die Branche Ernährung außergewöhnlich gut. Hierbei spielten auch Sondereffekte wie das Großprojekt mit Westhof oder die Kampagne „Agrarwende jetzt!“ eine bedeutende Rolle. So konnten wir gemeinsam mit unseren Kund*innen die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft sowie Bio-verarbeitende Betriebe deutlich fördern. 2023 gestaltet sich indes in mehrfacher Hinsicht als ein sehr schwieriges Jahr. Die Anzahl der umstellungsinteressierten Landwirtschaftsbetriebe ist laut Deutschem Bauernverband (DBV) deutlich zurückgegangen:
„Laut der jährlichen Sonderfrage zum Öko-Umstellungsinteresse im Rahmen des DBV-Konjunkturbarometers waren im Dezember 2022 rund 11 % der deutschen Landwirte offen für eine Öko-Umstellung. 9,9% zeigen sich einer Umstellung interessiert und 1,2% bezeichnen sich als zur Umstellung entschlossen. Damit sank das Öko-Umstellungsinteresse in der deutschen Landwirtschaft gegenüber der letzten Umfrage von vor einem Jahr deutlich. Im Dezember 2021 äußerten sich noch 20% der Landwirte an einer Umstellung interessiert oder sicher dazu bereit. Der aktuelle Wert ist der niedrigste Stand des Umstellungsinteresses seit Dezember 2014, das seinerzeit 10,1 % betrug.“ 6
Die Erhebung zum Umstellungsinteresse auf ökologische Landwirtschaft führt der DBV seit über 15 Jahren durch. Vergleicht man diese Daten mit der realen Umstellungsrate zeigt sich ein ähnliches Bild: 2022 belief sich die Umstellungsrate auf 3,7 Prozent. Vor der Pandemie und dem Ukrainekrieg (2018) lag diese noch bei 9,1 Prozent.
Der Hauptgrund hierfür dürfte bei der Entwicklung des Absatzmarkts zu finden sein: Im vergangenen Jahr haben sich die Preise für Bio-Lebensmittel weniger stark erhöht als bei konventioneller Ware.7 Laut Daten der GfK sind die Umsätze mit ökologischen Erzeugnissen 2022 um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.8
So stellen auch wir in unserer täglichen Arbeit mit den Kund*innen fest: Die Branche ist durch Inflation und geändertes Einkaufsverhalten getroffen und verunsichert. Nach stetigem Wachstum der letzten Jahre folgt nun eine Konsolidierung, also Festigung und damit wesentlich langsameres Wachstum, zum Teil sogar Rückgang. In der Folge werden Investitionen in ökologischer Landwirtschaft und Naturkost-Verarbeitung sowie Handel aufgrund von Marktunsicherheiten zurückgestellt, in kleinerem Maßstab umgesetzt und zum Teil auch komplett gestrichen.
Deshalb begleiten und unterstützen wir unsere Bestandskund*innen intensiv in diesen unsicheren Zeiten.
GLS Gruppe & Landwirtschaft: Mit der Natur nicht gegen sie
BioBoden Genossenschaft: Ackerland in Bürgerhand
Im internationalen Jahr des Bodens 2015 wurde mit maßgeblicher Unterstützung der GLS Bank und GLS Treuhand die BioBoden Genossenschaft gegründet. Ihr Ziel: So viel Boden wie möglich in ganz Deutschland zu sichern, dauerhaft dem Markt zu entziehen und einer nachhaltigen, ökologischen Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. In einer wachsenden Gemeinschaft, wird so kollektiv Verantwortung für unsere Lebensgrundlage übernommen.
Zukunftsstiftung Landwirtschaft
Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft in der GLS Treuhand fördert Projekte im ökologischen Landbau von der Saatgutforschung über Schulbauernhöfe bis hin zu solidarischer Landwirtschaft und artgerechter Tierzucht. Sie gibt Anstöße in der Agrarpolitik, entwickelt Kampagnen und engagiert sich in Netzwerken für eine nachhaltigere Landwirtschaft. Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft finanziert sich ausschließlich durch Spenden von Privatpersonen, Unternehmen und anderen Stiftungen.
Engagieren Sie sich mit uns über die Online-Spendenmöglichkeit. Sie finden folgende Schwerpunktthemen: Saatgutfonds, Tierzuchtfonds, Bildungsfonds Landwirtschaft und Save our Seeds.
Vererben, schenken, weiterdenken
Seit 2017 steht mit der BioHöfe Stiftung eine weitere Institution bereit, Boden dauerhaft gut zu machen. Die Stiftung hat bereits mehrere Höfe und Flächen als Schenkung erhalten, die nun dauerhaft ökologisch bewirtschaftet werden. Gegründet wurde die BioHöfe Stiftung von der GLS Treuhand, der Stiftung für Ökologie und Landbau und der BioBoden Genossenschaft.
Save Our Seeds
Save our Seeds „Rettet unser Saatgut“ ist eine europaweite Initiative zur Reinhaltung des Saatgutes von Gentechnik und zum Erhalt seiner Vielfalt. Sie wird vom Berliner Büro der Zukunftsstiftung Landwirtschaft koordiniert, das auch den „Informationsdienst Gentechnik“ mit herausgibt und die Projekte „Gentechnikfreie Regionen Europas“, „Weltagrarbericht“ und „Weltacker - 2000 m²“ sowie „Stop Gene Drive“ betreibt. Die Stop Gene Drive Kampagne setzt sich dafür ein, dass ein Ausbringen von gentechnisch veränderten Organismen in die Natur verboten wird. Denn einmal in die Natur gelangt, sind die veränderten Organismen nicht mehr zu kontrollieren oder zurückzuholen.
Mehr über die Branche Ernährung
Ernährung ist politisch. Mehrmals täglich entscheiden wir uns für oder gegen gesunde Lebensmittel, für ökologische, faire Produktionsbedingungen und Tierwohl oder konventionelle Massenproduktion. Auch kulturelle oder religiöse Identitäten werden von der Ernährung geprägt. Zeitgleich wird für uns entschieden, ob wir uns das leisten können. Menschen mit geringen Einkommen ist eine ausgewogene Ernährung oft nicht möglich. Selbst der Wohnort ist entscheidend dabei, welche Lebensmittel eingekauft werden können.
Insgesamt ernähren sich die Deutschen nicht gesund. In unserer Überflussgesellschaft werden zu viele Kohlenhydrate, zu viel Salz, zu viel Fett und Zucker und zu viel Fleisch konsumiert. Fertiglebensmittel und konventionelle Produktions¬bedingungen lassen Konzerngewinne steigen, doch sie machen uns krank und kommen der Gesellschaft teuer zu stehen. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen bringt zu viel auf die Waage, 6,9 Millionen Bürger*innen leiden an Typ-II-Diabetes. Ernährungsbedingte Krankheiten kosten jährlich 70 Milliarden Euro. Zusätzlich zerstören intensive Landwirtschaft und Massentierhaltung unsere Biosphäre. Lokal degradieren Böden, regional reduziert sich die Biodiversität und global kollabieren Ökosysteme. Die Folgekosten für die Klima- und Biodiversitätskrise werden die der Covid-19-Pandemie um ein zigfaches übersteigen.
2022 wurden 72 Prozent der ökologischen Landwirtschaftsfläche der von uns finanzierten Betriebe durch Demeter oder Bioland zertifiziert. Im Bereich Naturkost wurde das gesamte Sortiment bzw. alle hergestellten Produkte mit den Siegeln Demeter, Bioland, Naturland oder EU-Bio zertifiziert.
Der landwirtschaftliche Einsatz von synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln führt zu einem dramatischen Verlust an Biodiversität, degradierten Böden, verunreinigtem Grundwasser und giftigen Rückständen in Lebensmitteln. Der Preis für diese ökologischen und sozialen Folgekosten der Landwirtschaft wird weltweit auf jährliche 4,42 Billionen Euro geschätzt.9
Durch Volksbegehren und die öffentliche Diskussion um die neue Düngemittelverordnung offenbarte sich im Jahr 2019 eine Vertrauenskrise zwischen deutschen Landwirt*innen und Verbraucher*innen. Landwirte fühlen sich allein für die Umweltprobleme in der Landwirtschaft verantwortlich gemacht, gleichzeitig arbeiten sie am Existenzminimum, weil sie dem Preis- und Qualitätsdruck nicht standhalten können. Im Schnitt erhalten Landwirt*innen von jedem Euro, der über die Ladentheke wandert, nur 20,8 Cent.10
Biologische Landwirtschaft gilt als Teil der Lösung. Eine Landwirtschaft mit artgerechter Tierhaltung und geschlossenen Stickstoffkreisläufen innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen ist natur-, tier- und menschenverträglich. Die Bundesregierung will bis 2030 den Anteil biologisch bewirtschafteter Flächen auf 30 % erhöhen. 2022 wurden 11,3 % der Fläche ökologisch bewirtschaftet.11 Mehr schlecht als recht: Die europäische gemeinsame Agrarpolitik (GAP) bestimmt, welche Landwirtschaft sich lohnt. Immerhin stammten die Hälfte der jährlichen Gesamtgewinne landwirtschaftlicher Betriebe aus dem Jahr 2014/2015 aus EU-Direktzahlungen und anderen staatlichen Förderungen. Die Mittelvergabe ist nicht an ökologische Kriterien gebunden. Was zählt, ist allein die Fläche. Zeitgleich bemüht sich die EU im Rahmen des Green Deals mit der Farm2Fork-Strategie um mehr Bio-Anbau und weniger Pestizid- sowie chemisch-synthetischen Düngereinsatz. Leider ist das Bio-Flächenziel mit 25 % bis 2030 noch unambitionierter als das der Bundesrepublik.12
Der Umsatz der Bio-Branche stagnierte bzw. nahm sogar leicht ab mit 15,3 Mrd. Euro im Jahr 2022 in Deutschland (2021: 15,87 Mrd. Euro).13 In Anbetracht der Inflation ist das eine besorgniserregende Entwicklung. So stellt auch der Deutsche Bauernverband fest, dass die Zahl der umstellungsinteressierten Landwirtschaftsbetriebe 2023 deutlich zurückgegangen ist und führt dies vor allem auf die Entwicklung des Absatzmarkts zurück.6
So stellen auch wir in unserer täglichen Arbeit mit den Kund*innen fest: Die Branche ist durch Inflation und geändertes Einkaufsverhalten getroffen und verunsichert. Nach stetigem Wachstum der letzten Jahre folgt nun eine Festigung und damit wesentlich langsameres Wachstum, zum Teil sogar Rückgang. In der Folge werden Investitionen in ökologischer Landwirtschaft und Naturkost-Verarbeitung sowie Handel aufgrund von Marktunsicherheiten zurückgestellt, in kleinerem Maßstab umgesetzt und zum Teil auch komplett gestrichen.
Deshalb begleiten und unterstützen wir unsere Bestandskund*innen intensiv in diesen unsicheren Zeiten.
Ohne einen rasanten Anstieg des Bio-Marktanteils wird eine ökologische Landwirtschaft mit regionalen Lieferketten nicht zu realisieren sein. Die Verantwortung für die Agrarwende liegt dabei nicht nur bei Produzent*innen und Verbraucher*innen. Die deutsche Politik könnte z.B. unabhängig von der EU die Mehrwertsteuer für Lebensmittel nach ökologische Kriterien senken. Genauso bestände die Möglichkeit, öffentliche Gelder für die Versorgung in Kindergärten, Krankenhäusern usw. ausschließlich für biologische Lebensmittel auszugeben. Kurz: Das 30 Prozent-Flächenziel der Bundesregierung muss ganzheitlich gedacht werden, um zum Erfolg zu führen. So könnten wir auch unabhängiger von Lebensmittelimporten aus Krisen- und Dürreregionen werden.
Durch eine achtsame und wertschätzende Bewirtschaftung erzeugt die Landwirtschaft gesunde Nahrung, vermittelt Naturverbundenheit und verantwortet einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung unserer ökologischen Lebengrundlage. Sie gibt Lebensmitteln nicht nur einen Preis, sondern einen unschätzbaren Wert. Es bedarf einem Umdenken der gesamten Ernährungsbranche, bei Politik und Konsument*innen, um die Biohöfe bei ihrer wichtigen Mission zu unterstützen.
Seit dem 1. Januar 2020 ist die Wirkungstransparenz im Kreditbereich der GLS Bank fest verankert. Zugeschnitten auf das jeweilige Geschäftsmodell und die Branche, erfassen unsere Berater*innen gemeinsam mit den Firmenkund*innen die entsprechenden Wirkungsdaten. Dabei beruhen einige Wirkungs-Datenpunkte auf Schätzungen bzw. auf der Einschätzung der Firmenkundenberater*innen. Im Jahr 2022 konnten wir bereits für 60% der Neukredite die sozial-ökologische Wirkung systematisch erfassen. Die Datenbasis für die Auswertungen auf dieser Seite sind Neufinanzierungen im Jahr 2022 in dieser Branche, erhoben im Wirkungstransparenzportal der GLS Bank.
1 Vgl. BÖLW, Die Bio-Branche, 2022. Online verfügbar unter www.boelw.de/news/die-bio-branche-2022
2 Vgl. BÖLW, Die Bio-Branche, 2022. Online verfügbar unter www.boelw.de/news/die-bio-branche-2022
3 Vgl. Kurt-Jürgen Hülsbergen (Hrsg.), Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus, in: Weihenstephaner Schriften (Band 16), 2022. Online verfügbar unter syncandshare.lrz.de/getlink/fiWMYsSjm7uGyBzrBFLGpH/Weihenstephaner%20Schriften_16_Studie.pdf.
4 Beim Bericht aus dem letzten Jahr gaben wir ebenfalls eine Einschätzung zu den eingesparten Treibhausgasemissionen an, bezogen uns dabei aber auf eine andere Studie aus der Schweiz mit wesentlich weniger Vergleichsbetrieben und kürzerem Betrachtungszeitraum. Vgl. C. Skinner, The impact of long-term organic farming on soil-derived greenhouse gas emissions, 2019
5 Vgl. M.Böhm et. Al., Neue und innovative Formen der Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte, 2020
6 Vgl. DBV, Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar, 2023. www.bauernverband.de/presse-medien/pressemitteilungen/pressemitteilung/dbv-erfragt-jaehrlich-im-dezember-das-oeko-umstellungsinteresse-in-der-deutschen-landwirtschaft
8 Vgl. biohandel.de/markt-branche/verbraucher-kauften-2022-nicht-weniger-bio-sondern-guenstiger
9 Vgl. Eosta et. Al., True Cost Accounting for Food, Farming & Finance (TCA-FFF), 2017
10 Vgl. Erlösanteil der Landwirte, Thünen Institut für Marktanalyse, Stand 2018
11 Vgl. BÖLW, Branchenreport 2023. S. 9, 2023. Online verfügbar unter www.boelw.de/news/die-bio-branche-2023/.
12 Vgl. EU Commission, Farm to Fork strategy, 2022. Online verfügbar unter food.ec.europa.eu/horizontal-topics/farm-fork-strategy_en.
13 Vgl. BÖLW, S. 9, 2023